Bright Angel Trail Indian Garden South Rim


Bright Angel Trail
Trekking im Grand Canyon, 3. Tag - Indian Garden bis South Rim

 

Karte des Bright Angel Trail

Bright Angel Trail Karte

Höhenprofil des Bright Angel Trail

Streckenprofil

Quickfacts zum Trail:

Der Bright Angel Trail ist ohne Frage der wohl beliebteste Wanderweg des Grand Canyon Nationalparks. Sein guter Zustand mit regelmäßigen Ausbesserungen sowie den vorhandenen Rasthäusern mit Wasserleitungen bieten für Wanderer beste Voraussetzungen. Er hat eine Länge von 9,6 Meilen (15,5 km) wenn man bis zur Phantom Ranch wandert. Dabei ist ein Höhenunterschied von 3250 ft. (knapp 1.000 Meter) zu bewältigen. Die meisten Wanderer nutzen den Trail wohl als Tageswanderung und kehren am "3 Mile House" oder spätestens der Oase von Indian Gardens wieder um. Wir haben den umgekehrten Weg in 2 Etappen genommen. Die genauen Meilenangaben mit Höhenunterschied sind in der Tabelle aufgelistet.


Die Wanderung Teil 3: 12. August 2010 Indian Garden -> South Rim -> Page / Lake Powell:

Die Nacht endete für uns um 4.00 Uhr sehr früh. Noch vor Anbruch der Dämmerung waren wir wach und bauten im Licht unserer Stirnlampen unser kleines Trekkingzelt ab. Die Temperaturen waren angenehm, sehr angenehm, wenn wir an die letzten 2 Tage zurück dachten. Unser Plan war es, bis zum Sonnenaufgang mindestens das 3 Mile-House zu erreichen. Erstaunlicherweise wurde es zu so früher Stunde dann aber doch sehr schnell hell. Obwohl der Sonnenaufgang noch in weiter Ferne lag benötigten wir bald schon keine Stirnlampen mehr. Es war hell genug, um nach einer kurzen Mahlzeit die Rucksäcke zu schultern und uns auf den 4,5 Meilen langen Aufstieg zu machen. Wasser mussten wir heute nicht viel tragen, da wir beim 3-Mile House und beim 1,5-Mile House unsere Flaschen wieder auffüllen konnten. Das sorgte im wahrsten Sinne des Wortes für Erleichterung!

Die ersten Minuten fielen uns trotzdem sehr schwer, da die Muskeln in den Oberschenkeln und die Wade erst einmal "warm" werden mussten. Doch dann ließ der Muskelkater an den Problemstellen schnell nach. Obwohl wir das Gewicht des Rucksacks direkt wieder im Rücken und den Schultern spürten, waren wir extrem gut drauf. Es lag vielleicht daran, weil wir in der Kühle der Dämmerung sehr schnell voran kamen. Trotzdem sind wir häufiger stehen geblieben, um den Blick zurück zur Oase Indian Garden, die herrliche Aussicht in den Canyon und vor allem die Ruhe in vollen Zügen zu genießen. Das Zirpen der Heuschrecken wurde immer leiser und die ersten Vögel begrüßten uns und den Tag. Mit jedem Knirschen der Steine unter unseren Wanderschuhen kamen wir unserem ersten Tagesziel immer näher. Näher kam uns aber auch die Sonne: zuerst waren nur die Ränder des Canyons tiefrot bestrahlt. Dieses wurde aber heller und heller und die Sonne wanderte immer tiefer entlang der Wände in den Canyon. So erreichten wir bei "moderaten" Temperaturen, im Vergleich zu den Vortagen, das 3 Mile Rest House.

Wir lehnten die schweren Rucksäcke an eine Mauer und setzten uns auf selbige, um neben einem Müsliriegel auch einen isotonischen Drink zu uns zu nehmen. Wir genossen unsere Pause im Schatten des 3 Mile Rest House bis sich folgendes ereignete:

Neben uns stand plötzlich ein glatzköpfiger Mann in Wanderschuhen. Nichts ungewöhnliches, denkt sich jetzt jeder. Doch, denn ansonsten war an dem nichts normal. Der Rest der Kleidung bestand nämlich aus einem schwarzen Anzug, gelber Krawatte und weißen Hemd. Er begrüßte uns mit einem freundlichen "Hi" und der Anmerkung, dass er immer im Anzug wandern geht... Vielleicht war er ja Teil einer Manager-Reise, Teambuildung oder ähnliches. Vielleicht war er aber einfach nur positiv verrückt. Jedenfalls schien er das so nicht zum ersten Mal zu machen. Nach einer kurzen Erfrischung verabschiedete er sich freundlich und stieg den Weg weiter ab, den wir kurz vorher genießen konnten.

Genießen konnten wir nach dem ersten Stopp neben der immer größer werdenden Hitze fast gar nichts mehr. Dies lag vor allem an den Tageswanderern, die in Massen vom South Rim für einen kurzen Hike bis zum 3 Mile bzw. 1,5 Mile House in den Canyon stiegen: meistens schnellen Schrittes, ohne Wasser und laut lärmend. Ebenso ignorant waren sie: anstatt den schwer bepackten Wanderern Platz zu machen, drängten sie nicht nur uns immer gefährlich nah an den Wegesrand. Das ständige Ausweichen und stehen bleiben kostete in der großen Hitze richtig viel Kraft.

Unsere Pausen fielen immer kürzer aus. Am 1,5 Mile House hielten wir unsere Köpfe nochmal unter die Wasserpumpe während eine schwäbische Gruppe lauthals diskutierte, ob man nun weiter gehen oder umkehren sollte. Anscheinend war Ihr Zeitplan aber einfach zu knapp und sie entschlossen sich, unter ständigem Für und Wider die Wanderung an dieser Stelle zu beenden und wieder aufzusteigen.

Wir befeuchteten bei dieser letzten Wasserquelle vor dem South Rim nochmals unsere Kopftücher (ein absolut geniales Kühlsystem), setzten die Kappen auf und machten uns auf den Weg für die letzten 1,5 Meilen.

Auch heute waren die Wanderstöcke wieder eine enorme Hilfe. Wie schon bei der 2003er Tour entlasteten sie nicht nur die Gelenke, sondern waren auch - so komisch es klingt - physisch und mental eine Stütze. Denn irgendwie ging es sich damit wesentlich leichter.

Kurz unter dem Rim beim vorletzten Tunnel hatten wir noch mit einem Amerikaner einen kurzen Smalltalk. Er erkundigte sich genau nach unserer Route, wie lange wir schon unterwegs gewesen sind und verabschiedete sich mit anerkennenden Worten und der Aufmunterung: You are almost there!

Kurze Zeit später hatten wir dann wirklich festen Boden unter den Füßen. Nach einem kurzen Erinnerungsfoto fuhren wir mit dem Shuttlebus eine Station weiter zum Backcountry Office, wo unser Auto stand. Hier warteten dank unserer Eisbox ein Snack und eine relativ kühle Cola auf uns. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie gut eine Cola nach 3 Tagen Wasser schmeckt. Wow!

Wir überlegten, wie wir den Tag weiter gestalten sollten. Eigentlich war geplant, bei den Duschen des Campgrounds dem Schweiß und Dreck der letzten 3 Tage "good bye" zu sagen. Dann kam uns die glorreiche Idee, dass wir aber vielleicht auch weiter bis nach Page fahren und dort ein Hotel nehmen könnten.

Gesagt getan - nach der spontanen Planänderung war der erste Gang dann aber zu den sanitären Anlagen, um wenigstens die oberste Schicht von Staub und Sand zu entfernen. Dies gelang recht gut - sogar die Haare bekamen eine Pflege.

Mit einem kurzem Stopp am neuen Visitor Center des Grand Canyon Village machten wir uns alsbald auf den Weg nach Page. Da sich in Cameron eine sehr preiswerte Tankstelle befindet - zudem die einzige zwischen Grand Canyon Village und Page - nutzten wir die Gelegenheit, um unseren Tank aufzufüllen.

In Page angekommen fuhren wir direkt zum Motel 6, und um 15.30 Uhr war die Antwort auf unsere Frage nach einem freien Zimmer: "sorry, we are sold out". Na gut, dachten wir uns. Durch unsere vorherigen Reisen kannten wir ja noch das eine oder andere Hotel. Doch überall erhielten wir die gleiche Antwort. Nur das Best Western hatte noch ein Zimmer frei - für sagenhafte 198 Dollar plus Tax. Na Danke! Also fuhren wir über den Glen Canyon Dam, bogen die nächste Straße rechts ab Richtung Wahweap Marina. Mit unserem Annual Pass hatten wir freien Eintritt zur Glen Canyon National Recreation Area. Wenige Minuten später erreichten wir den Wahweap Campground. Dieser liegt oberhalb der Wahweap Marina mit herrlichem Blick auf Lake Powell. Besonders beliebt ist er bei den Amerikanern, da hier ausreichend Platz für die großen RV's besteht. Wir hatten zwar nicht reserviert, bekamen aber dennoch einen schönen Platz für gerade mal 25 Dollar. Die sanitären Anlagen waren wieder mal sehr sauber und gepflegt, so dass wir die erste Dusche seit Las Vegas richtig genossen.

Den restlichen späten Nachmittag verbrachten wir teilweise im Walmart. Dort kauften wir Steaks, Kohle und Getränke für das abendliche BBQ ein und genossen danach den Sonnenuntergang mit herrlichem Blick auf den Lake Powell.


vorheriger Tag



(c) Michael Schlebach - Alle Rechte vorbehalten